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Eine Geschichte zum Thema Kreation und Gegenkreation:

Ein junges, frisch vermähltes Paar verbringt seine Flitterwochen in einem winzigen aber sehr romantischen Hotel irgendwo in einer kleinen italienischen Stadt am Mittelmeer. Gleich neben dem Hotel liegt der Marktplatz mit einem alten Glockenturm, wo noch ein richtiger Nachtwächter alle Stunde die antike Stadtglocke läutet. Angesichts dieser verträumten Atmosphäre schlägt die junge Ehefrau vor, sich jedes mal, wenn die Glocke schlägt, sich zu lieben. Erfreut angesichts dieser verführerischen Aussichten willigt der Mann gerne ein. Doch nach dem vierten Leuten verlässt er unter dem Vorwand, Zigaretten holen zu wollen, schnell das Hotel und läuft zum Glockenwärter: "Ich flehe sie an, könnten Sie nicht bitte die Glocke nur alle zwei Stunden läuten!" Nein, das sei ihm leider nicht möglich, erwidert der alte Wächter. "Also ich gebe Ihnen auch gerne Geld dafür, wenn es das ist, was sie davon abhält!" bietet ihm der junge Mann noch an aber "Nein, tut mir Leid" sagt der alte Nachtwächter "ich kann wirklich nicht: ich bin heute bereits von einer wunderhübschen Frau bestochen worden, die Glocke alle halbe Stunde zu läuten!"

Manchmal wünschen wir uns etwas von ganzem Herzen. Unser Herz und unser Geist, unser ganzes Wesen ist daraufhin gerichtet und wir wundern uns oder sind sogar verzweifelt darüber, dass es nicht eintritt, obwohl wir alles Mögliche dafür tun. Oder aber wir versuchen alles, um eine Situation aufzulösen, durch die wir leiden oder Schmerzen erleben - Beratung, Therapie, Konfrontation, die Situation verlassen... - jedoch ohne dauerhaften Erfolg. Jeder kennt dies in seinem Leben: die erfolglosen Versuche, Leid zu vermeiden oder Glück zu erlangen.

Wir gehen davon aus, dass alles, was uns im Leben geschieht seinen Ursprung in uns selbst hat, anders ausgedrückt: wir erschaffen, was wir erleben, auch wenn wir etwas erleben, worunter wir leiden. In beiden Fällen, also, wenn wir etwas haben wollen, was wir nicht haben oder etwas loswerden wollen, was wir haben und es nicht schaffen, liegen eigene gegensätzliche Kreationen vor. Dies sind zwei gegensätzliche Ausrichtungen oder Intentionen, die gegeneinander arbeiten und oft als Selbstboykott erlebt werden. Wir identifizieren uns dann mit dem bewussten Anteil in uns und verkünden ihn als unser Ziel. Die tieferliegende unbewusste Kreation oder Motivation mit einem gegenteiligen Interesse wird aber auf unsere Umwelt, den Partner, Chef, Kollegen etc. projiziert, so dass wir einen Widersacher haben. Oder aber die unbewusste Gegenkreation lässt uns in unbedachten Momenten scheinbar sinnlos, zerstörerisch oder kontraproduktiv handeln.

Bei unbewussten Gegenkreationen richten wir also unsere eigene Schöpferkraft gegen uns selbst, mit den bekannten Auswirkungen. Sind wir in solchen Fällen einfach nur nicht willensstark genug, zu dumm oder unfähig?

Nein! Alles, was wir kreieren geschieht 1. immer in der besten Absicht und ist 2. immer die beste uns zu Verfügung stehende Möglichkeit. Nur eben sind wir oft der versteckten Beweggründe unserer Handlungen nicht bewusst. Grundsätzlich bieten uns alle unsere Kreationen und Handlungen einen Sinn, einen Vorteil - wenn wir den erkennen, können wir verstehen, warum es innere oder nach außen projizierte Konflikte und Widerstände in unserem Leben gibt.

Intention:

Innere gegensätzliche Kreationen erkennen, die Glück verhindern, den versteckten, geheimen Vorteil oder Sinn erkennen

Übung:

Wenn du wieder einmal in einer leidvollen Situation steckst oder sich etwas wiederholt, was du schon längst überwunden glaubtest, mach´ dir deutlich, worum es im Kern geht.
Frage dich selbst (oder beauftrage deinen Coach/ einen Freund dich zu fragen):
Welchen Vorteil bringt mir diese Situation / dieses Verhalten / dieser Konflikt?
Wovor schütze ich mich dadurch?
Welchen (versteckten) Gewinn habe ich dadurch?
Was kann ich dadurch lernen?

Viele Menschen sagen erst einmal: Ich sehe da keinen Vorteil oder Nutzen. Dann suche in einer anderen Richtung, betrachte das Ganze aus einer anderen Perspektive. Bleibe hartnäckig bei diesen Fragen, bis du zufriedenstellende Antworten gefunden hast. Der versteckte Schutz oder Nutzen deiner Gegenkreation muss in jedem Fall genauso stark oder überzeugend sein wie das angestrebte Ziel. Wenn du den versteckten Nutzen gefunden hast, kannst du dir gratulieren. Jetzt weißt du, warum du so handelst wie du handelst. Jetzt kannst du dich entscheiden, entweder:
A) auf den geheimen Nutzen oder Schutz zu verzichten oder
B) ein Verhalten überlegen, wodurch dieser Schutz oder Nutzen auf andere, für dich konstruktivere Weise realisiert werden kann.

Ein Beispiel dazu:

Jens hatte den festen Entschluss gefasst, aufzuhören zu rauchen. Er hielt es immer einige Zeit durch und fing dann doch wieder an, was ihn sehr frustrierte und an seiner eigenen Willenskraft zweifeln ließ. Seine Kreation lautet also: „Ich rauche nicht mehr." Seine Gegenkreation: „Rauchen ist gut für mich."

Auf meine Frage nach dem versteckten Nutzen, kam erst einmal nur Negatives zu den bekannten Auswirkungen des Rauchens im Allgemeinen und in seinem persönlichen Leben. Nach einer Weile fing Jens an umzudenken und fand einige handfeste überzeugende Vorteile des Rauchens für ihn:
Als Raucher hat er einen triftigen Grund und Motivation für Pausen.
Als Raucher hat er Kontakt zu den anderen Rauchern.
Als Raucher kann er sich von seiner Freundin, die Nichtraucherin ist, abgrenzen.

Das sind überzeugende Vorteile, die emotional mindestens so stark sind wie die Angst vor den gesundheitlichen Schäden oder der finanziellen Belastung. Die Lösung in diesem Fall ist ein Wertschätzen der Vorteile und die Suche nach alternativen Möglichkeiten, die diesen Nutzen bieten können.

Mantra:

Alles, was ich kreiere hat einen Sinn für mich.