Inhaltlich knüpft dieses Kapitel an das vorangegangene an. Die hierzu gehörige Übung unterstützt und spezifiziert noch einmal die vorangegangene Übung.
Ich bin angekommen,
ich bin zuhause,
im Hier, im Jetzt.
Ich bin fest, ich bin frei,
im tiefsten Wesensgrund verweile ich.
Thich Nhat Hanh
Ein sehr wirkungsvolles Mittel, um den Geist heimzuholen habe ich, Björn, als junger 21-jähriger Mann in Indien gelernt. Ich wohnte in Benares am Ganges und nahm dort Tabla-Unterricht, eine indische Trommel. Ich war so intellektuell und mein Geist so sprunghaft, dass ich einfach keinen Rhythmus halten konnte. Also bekam ich von meinem Lehrer folgende Aufgabe: „Jeden Morgen auf dem Weg am Ganges entlang von deiner Pension zum Ashram zähle deine Schritte." „So eine primitive Aufgabe" dachte ich, eine Beleidigung für meinen Verstand. Aber ich tat, wie mir geheißen. Der Weg dauerte etwa eine halbe Stunde und das Gangesufer, der heilige Fluss Indiens am Morgen ist einfach ein spannendes Abenteuer, voll pulsierendem Leben: Menschen, die aus ganz Indien hierher strömen, Verkäufer, die einem etwas andrehen wollen, Bettler, die sich aufdrängen, Mönchsgesänge und rituelle Waschungen, Leichenverbrennungen, Opferzeremonien - überhaupt kein Vergleich mit einem deutschen Flussufer. Und ich verlor immer wieder die Zahl, war zu abgelenkt. Der Lehrer stellte mir nur zwei Fragen: „Wie viele Schritte hast du gemacht?"