Archetyp Krieger & Amazone
Speziell gegenüber dem Archetyp des Kriegers gibt es in unserer Kultur viel Ablehnung und Vorurteile – er scheint eine aussterbende Spezies zu sein. Viele Menschen denken beim Krieger an negative Vorbilder: Soldaten, Terroristen, Machtmissbrauch und skrupellose Manager und Politiker. Das betrifft besonders diejenigen, die z.B. unter einem autoritären Vater oder Lehrer gelitten haben. Und alle Deutschen und Österreicher sind sowieso geschichtlich gezeichnet und verbinden den Archetyp des Krieger mit grausamen Kriegen.
Tatsächlich existiert der Krieger / die Amazone als Archetyp und auch als konkreter Beruf seit Menschengedenken in fast allen Kulturen der Welt. Den Krieger / die Amazone im Außen und in sich selbst als korrupt und unmoralisch abzulehnen, ist gleichbedeutend damit jede Macht, Aggression und Zielstrebigkeit abzulehnen. Wer den Krieger in sich verleugnet, bleibt als Mann ein „netter Junge“ und ein „Softie“ im zwischenmenschlichen Kontakt, im gesellschaftlichen Kontext ein „Loser“. Ohne die Amazone in sich zu entwickeln, ist eine Frau ziellos und kann ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht einbringen, ist motivationslos, launisch und ohne Ausrichtung in ihrem Tun. Wer den Krieger in sich ablehnt, trennt sich von der eigenen Kraft, er vermeidet Konflikte und lebt sein Leben aus Angst und Ohnmacht heraus.
Der Krieger ist ein Archetyp, der hilft, die Opfermentalität zu verlassen und zu einem tatkräftig Handelnden zu werden und sich für das, was einem am Herzen liegt, einzusetzen und zu kämpfen. Die Entwicklung des eigenen Kriegers hilft alte Kompensationsstrategien und Muster von Schmeicheln und Harmonisieren, Bemuttern, Therapieren und Kontrollieren sowie destruktiver Rebellion aufzulösen, um stattdessen die eigene Energie für lohnenswerte Ziele einzusetzen. Dafür braucht es einen Wertewandel, der besonders für Menschen, die in einer Wellness oder Esoterik-Kultur leben, schwer zu akzeptieren ist. Der Krieger entwickelt Klarheit, Disziplin, Spannung, Härte, Aggression, Gedankenkontrolle und Kampfbereitschaft. Er ist bereit, für seine Ziele zu kämpfen und scheut keinen Konflikt. Er hat Feinde, aber er behandelt sie respektvoll. Ein Krieger kann auf Nahrung, Wasser und Schlaf verzichten, erträgt Schmerzen und hat einen eisernen Willen. Er fokussiert sein Ziel, lässt sich nicht ablenken und beißt sich fest, bis er es erreicht. Er kann Schläge austeilen, ohne sich stets selbst in Frage zu stellen, und Schläge einstecken, ohne an sich zu zweifeln oder aufzugeben. Wer ein Krieger werden will, muss vor allem eins lernen: aufhören zu jammern und andere für sein Leid oder Versagen verantwortlich zu machen.
Machtvoll und selbstbewusst
In diesem Abschnitt wird die sexuelle, diffuse Energie des Liebhabers transformiert und auf einen Punkt gelenkt, um sie im eigenen Leben zu Verfügung zu haben. Die Entwicklung des inneren Kriegers bedeutet das 3. Chakra, das Sonnengeflecht zu stärken und das eigene Energiereservoir anzureichern. Der Archetypus des Kriegers spiegelt die Qualität des Solarplexus wider: das Strahlen der inneren Sonne, die sich in Kraft und Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein ausdrückt und in der Freude, sich der Welt zu zeigen und sich ihr aktiv zu stellen. Es bedeutet, von der Wichtigkeit und Richtigkeit eigener Ideen überzeugt zu sein und diese mit Willens- und Durchsetzungskraft in die Welt zu bringen. Der Krieger und die Amazone sind durchdrungen von der tiefen Überzeugung, der Welt etwas zu geben zu haben und tun dies mit Begeisterung und Entschiedenheit.
Der Krieger / die Amazone ist eine Kämpfernatur, der es um die Sache geht. Er will bestimmte Ziele im Leben erreichen und eigene Interessen durchsetzen. Dafür braucht er keine Anerkennung oder Motivation, aber auch kein Mitleid oder Trost, wenn er einmal scheitert. Anders als der Liebhaber, der eher am Du, am Gegenüber und auf Menschen bezogen ist und dem es um die Entwicklung von etwas Gemeinsamen geht, ist der Blick des Kriegers auf ein Ziel gerichtet.
Die Qualität dieses Archetypus liegt darin, Energie zu bündeln und auf ein Ziel hin auszurichten. Das können sowohl äußere Ziele sein, wie berufliche, politische Karriere, gesellschaftliche Anliegen; die gebündelte Energie kann aber genauso gut für innere Ziele, wie der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit oder der Spiritualität eingesetzt werden. Dafür braucht es dann Entschiedenheit und Disziplin. Den Kämpfer in sich zu entwickeln, bedeutet Willenskraft, Durchsetzungsvermögen und Ausdauer zu stärken, um die eigenen Visionen in die Welt zu tragen. Darum wird es in einer Initiation als Krieger / Amazone gehen.
Die einzelnen Schritte in diesem Modul:
- JA und NEIN sagen lernen
- Eine positive Haltung zum „Krieger des Herzens“ entwickeln
- Die Opfermentalität aufgeben, die eigene Schöpferkraft stärken
- Innere Ausrichtung und Entschiedenheit erlangen
- Selbstvertrauen, Entschiedenheit, Willenskraft und Durchsetzungsvermögen stärken
- Die Angst vor Kampf, Konkurrenz und Konflikten verlieren
- Für die eigenen Herzenswünsche kämpfen lernen
- Präsenz und Geistesgegenwart des Kriegers schulen
Archetyp König & Diener
Den tantrischen Weg bezeichnen wir als einen Königsweg der Liebe. Doch die Liebe hat es in unserer modernen Zeit schwer, sich in unseren Herzen zu entfalten, da wir wenige Vorbilder dafür haben. Was uns vertrauter ist, ist die Liebe des 2. Chakras, EROS, das Begehren zwischen Mann und Frau oder auch PHILIA, die freundschaftliche Verbindung aufgrund von Sympathie und gemeinsamen Interessen. Die Liebe des 4. Chakras ist AGAPE (altgriechisch) und meint eine Liebe, die immer da ist, unabhängig von Menschen, Umständen und bestimmten Bedingungen.
Die Liebesbeziehungen in unserer Kultur sind jedoch überwiegend vom 2. Chakra geprägt, d.h. sie bieten einen Rahmen, in dem unser körperliches und sexuelles Begehren einen Ausdruck findet und der Liebespartner dafür da ist, die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen zu erfüllen. Wird dies von einem Partner verweigert, kommt es dann zu den Machtkämpfen, die so häufig prägend für viele Beziehungen sind. Die beiden Liebespartner stehen sich dann wie zwei Bettler gegenüber, die einander um Aufmerksamkeit und Liebe betteln oder die Bedürfnisbefriedigung gegenseitig absichern.
AGAPE geht über die von der Persönlichkeit begrenzten Liebesformen hinaus. Diese Liebe ist grundlegend und daher nicht an einen Menschen oder bestimmte Ereignisse gebunden. Sie ist wie eine Grundschwingung, die in jedem Menschen zur Verfügung steht und die jederzeit im Leben aktiviert werden kann. Sie gehört zu unserem essentiellen Sein, unserer wahren Natur.
Diese Liebe hat Platz nicht nur für einen oder zwei Menschen, sondern für viele - umfängt die Menschheit, die Natur, das Leben an sich. Diese Liebe gibt ein hoheitliches Gefühl und führt in die Verantwortung- für sich selbst, für die Ereignisse im eigenen Leben und auch für andere.
Führung und Hingabe
Die Rolle des Königs / der Königin füllt jemand aus, der Führung und Verantwortung für andere übernimmt. Eigene Interessen und Bedürfnisse müssen hinten angestellt werden, wenn es um das Wohl der Menschen geht. Ein König / die Königin lebt immer für eine größere Gruppe, setzt die Menschen, um die es geht höher als sich selbst; bzw. sieht darin keinen Widerspruch. Der König / die Königin hat sowohl den Archetypus des Liebhabers als auch den des Kriegers integriert. Denn der König / die Königin muss fähig sein, voller Leidenschaft Ziele durchzusetzen für sich und für die ihm anvertrauten Menschen. Er / Sie muss Autonomie und Unabhängigkeit entwickelt haben, denn er / sie wird nicht nur Zuspruch ernten und muss sich gegebenenfalls den Widersachern gegenüber durchsetzen können.
Daher braucht es für die Rolle des Königs / der Königin auch den „Mut des Löwen“, die Überwindung der eigenen Ängste, sich unbeliebt zu machen, abgelehnt zu werden oder allein dazustehen. Nur durch die Überwindung der eigenen Ängste, die der Krieger ermöglicht, entwickelt jemand eine natürliche Autorität und Charisma, Verantwortungsgefühl und einen eigenen Führungsstil. Auch in Liebesbeziehungen ist diese Rolle wichtig: dort kommt die demokratische Gleichberechtigung an ihre Grenzen, die oft auf der geheimen Abmachung beruht: „Tust du mir nichts, dann tu ich dir nichts.“ Oder: „gibst du mir, was ich brauche, geb ́ ich dir, was du brauchst.“ Die Alternative zu dieser gegenseitigen Bedürfnisbefriedigung bietet der „Königsweg der Liebe“: liebende Hingabe und respekt- und würdevolle Führung.
Um führen zu können braucht es daher eine Fähigkeit, die erst einmal ganz dazu im Widerspruch erscheint: die Qualität der Hingabe und des Dienens. Ein König / eine Königin kann nur führen, wenn es Menschen gibt, die ihm folgen. Die Liebe und Anerkennung der ihm anvertrauten Menschen gewinnt er jedoch durch seine Liebe, Empathie und Wertschätzung der ihm Anvertrauten gegenüber. Wer diese Fähigkeit nicht entwickelt hat, kann kein König sein; allenfalls ein Tyrann, der seine Position missbrauchen wird.
Viele Märchen wie Aschenputtel, Eisenhans oder „Gold- und Pechmarie“ wissen um diesen Zusammenhang. Dort müssen König oder Königin erst einmal lernen mit Liebe anderen Menschen zu dienen – und zwar in Form „niederer“ bzw. nicht standesgemäßer Arbeiten, bevor sie andere Menschen führen dürfen. Das führt eine Frau zu seelischer Reife, um von der Prinzessin-Göre oder der egozentrischen Drama-Queen, die ihre Gefühle und Befindlichkeiten zum Mittelpunkt der Welt macht, zur reifen Königin zu werden. Der Mann reift durch diesen Schulungsweg vom „Mama-Söhnchen“, der andere für sein Leben verantwortlich macht oder dem eitlem Prinzen, der nur sich selbstverliebt sieht, zu einer starken und verantwortungsvollen Führungspersönlichkeit.
Die einzelnen Schritte in diesem Modul:
- Die Qualitäten des Dienens und der Hingabe erfahren
- Die eigene Macht annehmen
- Den eigenen Führungsstil und Führungsqualitäten entwickeln
- Den Mut des Löwen: Großherzigkeit und Integrität entwickeln
- Das Spiel mit den Kontrolldramen und ihre Auflösung erleben