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Hingabe geht nicht auf Kommando - Interview aus der Frauen-Zeitschrift emotion, Ausgabe 10.2012

Frauenzeitschrift Emotionemotion: Frau Bust, Frauen können heute weitgehend selbst entscheiden, wie sie ihre Sexualität ausleben wollen, es gibt kaum noch Tabus. Dennoch fällt es vielen Frauen schwer, sich beim Sex fallen zu lassen. Warum?

Leila Bust: Sie können nicht abschalten, sind mit ihren Gedanken beschäftigt und zu kopflastig. Denn Frauen lernen heute, gut funktionieren zu müssen, um im Job erfolgreich zu sein. Sie sind zielstrebig, diszipliniert, durchsetzungsstark und nutzen ihren Verstand. Das Fühlen gerät darüber zunehmend in den Hintergrund. Dadurch empfinden viele Frauen das Loslassen als Gefahr. Auch der Sex soll funktionieren, wie alles andere im Leben. Das steigert den Leistungsdruck, der im Bett nichts zu suchen hat. 

 


emotion: Wie muss man sich verkopften Sex vorstellen?

Leila Bust: Es gibt Frauen, die beobachten sich während des Akts aus der Vogelperspektive. Sie fragen sich, ob sie gut aussehen und alles richtig machen, anstatt den Fokus darauf zu lenken: Wie fühlt sich das an? Wie empfinde ich meinen Körper und den meines Partners? Auch zu genaue Vorstellungen, wie Sex zu funktionieren hat, behindern die Fähigkeit sich hinzugeben. Hingabe geht nicht auf Kommando. Sexualität spiegelt oft den Umgang mit dem Leben an sich – in diesem Fall den Druck, immer gut sein müssen, bloß nicht die Kontrolle zu verlieren.


emotion: Etliche Frauen haben Jobs mit viel Verantwortung. Im Alltag Chefin, im Bett aber die Kontrolle aufgeben: Wie kann das gehen?

Leila Bust: Das geht nur, indem die Frau ihre ursprünglichen weiblichen Qualitäten wieder zulässt. Mit der Emanzipation wurden Frauen kontrollierter, aggressiver. Das war auch wichtig, denn es hat Frauen aus der Abhängigkeit von Männern geführt. Doch die „klassischen“ weiblichen Stärken, wie die Fähigkeit zu genießen, sich hinzugeben und den Körper bewusst zu spüren, sind dabei verschüttet worden. Viele Frauen haben heute Sex wie Männer: Nur bestimmte Lustpunkte werden stimuliert, der Erfolg steht im Mittelpunkt. Das Genießen bleibt dabei oft auf der Strecke und damit genau der Höhepunkt, auf den sie im Bett hinarbeiten. 


emotion: Was löst es für Gefühle aus, wenn eine Frau nicht zum Orgasmus kommt?

Leila Bust: Enttäuschung und Frustration. Die Angst, nicht richtig zu funktionieren oder zu versagen, schürt noch mehr Leistungsdruck. Man will Erfolge sehen, strengt sich noch mehr an. Und genau das ist der Killer für jede Art der Entspannung. Die Folge: Lustmangel. Man zieht sich von sexuellen Begegnungen mit dem Partner zurück. Der wiederum kann den Rückzug als Ablehnung verstehen. So entsteht ein Teufelskreis.


emotion: Und wie kann eine Frau da wieder rauskommen?

Leila Bust: Indem sie mit ihrem Partner ehrlich darüber spricht und nicht so tut, als sei alles in Ordnung. Dadurch wird ihm der Druck genommen, „es der Frau gut besorgen zu müssen“. Dem Mann macht es nämlich genauso wenig Spaß, wenn er merkt, dass die Frau sich stresst. Er ist verunsichert, stellt sich in Frage. Wichtig bei so einem Gespräch: Unbedingt positive Ich-Botschaften benutzen wie: „Ich fände es schön, wenn ich hier berührt werde“ anstatt: „Du bist an der falschen Stelle“. Sexualität ist ein sehr sensibles Thema, keiner möchte sein Gesicht verlieren. Tiefer liegende Überzeugungen wie der Gedanke „Sex ist schmutzig“ können mit therapeutischer Hilfe aufgelöst werden. 


emotion: Hilft Selbstbefriedigung, sich beim Sex besser gehen lassen zu können?

Leila Bust: Ich empfehle Selbstliebe: Sich statt der zielgerichteten Stimulation lieber Zeit nehmen, die eigene Sexualität zu entdecken, den ganzen Körper zärtlich anschauen, berühren, erforschen, mit Hingabe und Genuss. Und mit der Botschaft: „Ich liebe mich.“ Das ist wichtig – man muss sich ja selbst mögen, um gute Gefühle  empfinden zu können. Dabei sollte die Frau sich gerade nicht auf den Orgasmus fixieren, sondern das Erlebnis mit sich genießen, um dadurch später auch mit dem Mann intensivere Höhepunkte zu erreichen.


emotion: Wie kann man das Gefühl für die eigene Weiblichkeit zusätzlich stärken?

Leila Bust: Mit Aktivitäten wie Tanz, Massagen oder auch Meditation. Aber auch durch das freundschaftliche Zusammensein mit anderen Frauen. Dabei werden weibliche Qualitäten wie Sensibilität, Herzlichkeit und ein gutes Körperbewusstsein neu erweckt. So lernen Frauen zu entspannen und ihre Bedürfnisse achtsamer wahrzunehmen. Auch die beim Sex.


emotion: Oscar Wilde sagte: „Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.“ Fällt es manchen Frauen vielleicht auch schwer, Sex zu genießen, weil sie sich selbst zu wenig Aufmerksamkeit schenken?

Leila Bust: Ja! Frauen sollten sich und ihren Körper unbedingt mehr lieben lernen. Wieder mehr Freude und Bewusstsein für den Moment entwickeln, anstatt immer Zielen hinterher zu eilen. Also auch mal Zeit mit sich selbst verbringen, Dinge machen, die einfach nur guttun und ihr Frausein hervorheben, zum Beispiel mit weiblicher Kleidung.


emotion: Was kann man als Paar tun, um sexuell zufriedener zu sein?

Leila Bust: Oft werden Verletzungen im Alltag hinuntergeschluckt. Dieser Ballast häuft sich dann an und kann sich im Sex widerspiegeln, wenn die Frau denkt: „Ich will mich meinem Partner gar nicht mehr hingeben.“ Damit es so weit nicht kommt, sollten Meinungsverschiedenheiten direkt angesprochen werden. Ein Paar besteht nunmal aus zwei Individuen. Und Distanz gehört genauso dazu wie Nähe


emotion: Also Gegensätze akzeptieren statt sie zu überspielen?

Leila Bust: Genau. Auch beim Sex sollten die unterschiedlichen Bedürfnisse akzeptiert werden: Männer bevorzugen direkte, zielgerichtete Stimulation, Frauen hingegen brauchen Zeit, Nähe, Berührungen am ganzen Körper und auch in der Seele. Sie sollten sich außerdem im Bett viel mehr auf sich selbst statt auf den Mann konzentrieren. 


emotion: Warum?

Leila Bust: Weil es das Bewusstsein für den eigenen Körper steigert und die Freude mit sich selbst. Frauen sollten sich überhaupt mehr zum Mittelpunkt ihres Lebens machen. Umso mehr sie dabei über sich erfahren, desto besser können sie und auch ihre Partner das Zusammensein und den Sex genießen.



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