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Vorwürfe und Schuldzuweisungen sind ein vertracktes und weit verbreitetes Kommunikationsmuster, das insbesondere im Kontext naher, intimer Beziehungen stattfindet. Natürlich finden sie wie alle anderen Themen auch hier am häufigsten statt, da wir uns in Liebesbeziehungen und Partnerschaften am meisten öffnen, lieben und daher am ehesten an unsere kindheitlichen Traumen von Enttäuschung, Verletzung und Zurückweisung andocken.

Vorwürfe und Schuldzuweisungen entstehen aus einem Gefühl, nicht verstanden, verletzt oder in irgendeiner Form zurückgewiesen worden zu sein. Sie können als Widerstände gegen genau diese ungeliebten Gefühle verstanden werden. Sie werden erhoben, wenn es unbewusste Erwartungen, Bedürfnisse, Hoffnungen und Vorstellungen an den anderen gibt, die nicht erfüllt werden. Hierbei wird die Verantwortung für die eigenen Bedürfnisse und Wünsche abgelehnt und stattdessen der andere damit behelligt. Erfüllt der andere diese Vorstellungen nicht – sei es aus Unvermögen oder Verweigerung – wird er für die eigene Unzufriedenheit und Frustration verantwortlich gemacht. Schuldzuweisungen sind daher immer ein Ausdruck davon, dass die Eigenverantwortung verweigert und die Freiheit des anderen missachtet wird. Wenn Verantwortung übernommen wird, gibt es keine Schuld mehr.

Vorwürfe und Schuldgefühle sind Erpressungsmittel, um den anderen klein zu halten und doch noch die eigenen Vorstellungen erfüllt zu bekommen. Sie verfestigen die Vorstellung selbst absolut im Recht zu sein und der andere im Unrecht. Sie sind indirekt und manipulativ, machen beide engherzig und vergiften die Beziehung.

Schuldzuweisungen sind häufig ein Resultat eigener Schuldgefühle, die damit kompensiert werden, weil sie nicht erkannt und eingestanden werden. Manchmal können das ganz alte Schuldgefühle sein, weil die Eltern Probleme hatten, gestritten haben, wir Partei für einen ergriffen haben, wir einem Geschwisterkind bevorzugt oder benachteiligt wurden o.ä. Es existieren viele Schichten von Schuld in uns, die meist nicht bewusst sind oder verleugnet werden, die aber dafür sorgen, dass wir anderen Vorwürfe machen und sie schuldig sprechen.

"Aug um Aug, Zahn um Zahn"

Schuldzuweisungen vergiften unser Leben. Die Buddhisten sprechen hierbei von Karma. Karma funktioniert auch umgekehrt: Dabei erleben wir etwas, was wir vorher anderen aufgenötigt haben. Wenn z.B. jemand seinen Partner verlassen hat und dabei Schuldgefühle hat, wird er dafür sorgen, dass er das nächste oder übernächste Mal selbst von einem geliebten Menschen verlassen wird. Das gibt ihm unbewusst das Gefühl, seine Schuld abzutragen. Je unbewusster die Schuldgefühle sind, umso wahrscheinlicher geschieht Karma, im Sinne von Wiederholung. In der Systemischen Therapie sprechen wir von Ausgleich: Wir suchen unsere Schuldgefühle auszugleichen. Die Volksweisheit sagt, dass man für alles zahlen muss. Das klingt radikal.

Die andere Möglichkeit mit Schuld bzw. Karma umzugehen ist ebenfalls radikal. Das geschieht, wenn wir 100% Verantwortung für unsere Gefühle und Erleben übernehmen und uns die Schuldzuweisungen oder Schuldgefühle anderen gegenüber bewusst machen und sie zurücknehmen, bzw. darauf verzichten, dass „Ausgleich“ stattfindet. Die Spirale von Schuld und Karma wird durchbrochen durch Vergebung!

Das Ego, unsere Persönlichkeit,n braucht das Abtragen von Schuld, denn es identifiziert sich mit den damit verbundenen verleugneten schmerzhaften Gefühlen und nährt diese weiterhin. Unsere Persönlichkeit braucht den „Ausgleich“ (steht schon im alten Testament: Auge um Auge, Zahn um Zahn), damit sie zur Ruhe kommt.

Die Kraft der Vergebung

Vergebung löst die karmischen Bindungen aus Schuldgefühlen und deren Kompensation von Vorwurf und Schuldzuweisung. Vergebung öffnet unser Herz, macht uns frei und empfänglich und trägt uns über die Begrenzungen des Egos hinaus. Vergebung macht weitherzig und eröffnet uns neue Dimensionen und Entwicklungen in Beziehungen, die vorher nicht denkbar waren. Es ermöglicht eine Kurskorrektur, eine Richtungsänderung in unseren Beziehungen, bei der beide Beteiligten als Gewinner hervorgehen.

Vergebung löst uns aus den engherzigen Konstrukten von Schuld und führt uns zurück in den Zustand, mit dem wir alle auf die Welt gekommen sind: unsere Unschuld. Durch Vergebung ist es uns möglich unsere Unschuld vollständig zurückzugewinnen. Wir verstehen dann, dass auch alle anderen Menschen unschuldig sind – genau wie wir selbst. Wir entdecken wieder wie liebenswert wir selbst sind und die Liebenswürdigkeit anderer Menschen.

An diesem Ort fühlen wir uns wieder schön, kraftvoll, voller Energie, rein und verbunden.

Intention: Frei werden von Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen

Übung: Stell dir dich als kleines Kind vor in Unschuld und Reinheit. Und stell dir auch den Menschen, dem du Vorwürfe, Groll und Schuldzuweisungen entgegenbringst, als kleines Kind vor. Dann stell dir weiter vor, wie ihr beide auf die Welt kommt: nackt, verletzlich und  unschuldig. Öffne dein Herz für diesen Raum der Unschuld so leicht es dir möglich ist. Dann mach dir bewusst, dass alle Verletztheits- und Schuldgefühle ein Irrtum sind, der auf einer Sichtweise beruht, die dir schadet und dich engherzig und einsam macht. Entscheide dich, diese irrtümliche Sichtweise aufzugeben und stattdessen an die Unschuld von euch beiden zu glauben.

Ausrichtung: Unser wahres Wesen ist Unschuld.