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Am Glück vorbei

Oftmals gehen wir am Glück vorbei, weil wir nicht wirklich empfänglich sind für die Geschenke des Lebens. Wir wollen uns z.B. gerne wieder verlieben oder neue aufregende Dinge erleben, doch dazu kommt es nicht. Wir tragen noch den Schmerz der Vergangenheit in Form von altem Groll und Ressentiments mit uns herum. Verletzungen, Enttäuschungen und gebrochene Herzen nehmen wir zum Anlass, unser Herz zu verschließen. Daher können wir nicht empfangen. Die alten Ressentiments machen uns unser Herz und das Leben schwer und hindern uns, mit offenen Armen das Leben und die Liebe aufzunehmen. Wenn wir an altem Schmerz oder Enttäuschungen festhalten, wenn wir ihn immer wieder durch unsere Gedanken oder Gefühle aktivieren,  verhindern wir es, glücklich zu sein. Wir bestätigen uns zwar dann damit, im Recht zu sein und geben dem anderen die Schuld an unserem Unglück, doch tauschen wir so das Glück für ein wenig Recht ein. Vergebung ist der Schlüssel zur Lösung aller Bande, die uns auf einschränkende oder zerstörerische Weise an einen Menschen bindet.

Vergebung ist ein machtvolles Instrument der Heilung, Befreiung und Transformation.

Wir brauchen Vergebung im Leben, denn ohne sie bleiben wir an altem Schmerz der Vergangenheit gebunden und können nicht wirklich frei und erfolgreich durch´s Leben gehen. Was uns oftmals hindert zu vergeben, ist unser Stolz. Unser gekränktes Ego will uns beweisen, dass der andere Schuld hat – und wir im Recht sind. Wir meinen dann, wir können gar nicht anders als wütend oder traurig zu sein; ja wir sind dann sogar überzeugt, dass wir zu Recht den emotionalen Schmerz aufrecht erhalten. Wir bestehen sozusagen auf unser Recht, wütend oder traurig zu sein und dem anderen zu grollen. Das können wir tun - nur versäumen wir dabei die Gnade der Vergebung, die uns frei macht und heil. Nicht der andere verletzt uns, sondern wir verletzen uns selbst, indem wir am Schmerzkörper festhalten.

Wenn wir in unserem Schmerz gefangen sind, sehen wir nur uns selbst und verweigern den Blick auf den anderen. Schaffen wir es unseren Blick auf den zu richten, der uns Leid zufügt, und bemühen wir uns dessen Handlungsweise zu verstehen, dann können wir oftmals erkennen, dass wir denselben Schmerz teilen, wie unser Kontrahent. Unser Schmerz ist sein/ ihr Schmerz! Dann erkennen wir, dass es dieselbe Angst ist, derselbe Kampf, den Täter und Opfer teilen.

Im Kampf darum Recht zu behalten geschieht viel Verletzung und viel Schmerz – auf beiden Seiten. Das können wir besonders bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen zwei Ländern sehen aber auch bei Trennungs- und Scheidungskämpfen. In allen Fällen braucht es Vergebung auf beiden Seiten.

Je größer das Leid, dass jemand erfährt ( Hunger, Landvertreibung, Familien- und Völkermord, Missbrauch und Tötungen), um so wichtiger ist seine Vergebungsbereitschaft – um seiner selbst willen (denn Hass ist zerstörerisch); aber auch um seines Feindes willen.

Leiden und Schmerz tötet: nicht nur diejenigen, die ihn erleben, sondern auch diejenigen, die ihn verursachen.

Auf der unbewussten Ebene wissen das die „Täter“ und bemühen sich der „Rache“ und „Vergeltung“ der Opfer zuvor zu kommen. Sie suchen unbewusst einen Weg, eine Lösung, um sich von ihren vermeintlichen Schuldgefühlen zu befreien. Dies geschieht durch Kompensation, indem sie ihnen noch mehr Leid zufügen oder indem sie durch Selbstbestrafung für einen Ausgleich sorgen – indem sie sich selbst Leid zufügen.

Vergebung ist ein unverzichtbares machtvolles Instrument der Selbstheilung und der Heilung der Welt. In der Vergebung heilt das Opfer sich selbst von Groll- und Hassgefühlen- und Zerstörungsphantasien und verhindert dadurch selbst zum Täter werden zu müssen. Die Spirale von Opfer und Täter wird dadurch gesprengt.

Vergebung durchtrennt die Opfer-Täter-Dynamik und befreit von Karma.

Vergebung bedeutet auch Befreiung des Täters von dessen Schuldgefühlen und seinem vermeintlichen Trachten nach Ausgleich. Im spirituellen Kontext verstehen wir darunter „KARMA“. Karma (= Ursache und Wirkung) bedeutet hierbei die Suche des Täters nach Befreiung von Schuldgefühlen durch Ausgleich, indem er sich selbst zum Opfer macht. Beispiele für diese Annahme finden wir vor allem in der Opfer-Täter-Dynamik im Kontext von sexuellem Missbrauch, Obsession und Selbstmord, sowie auch in politischem Kontext von Gewalt. Je größer das (subjektiv empfundene) Leid, umso größer die Vergebungsnotwendigkeit – für alle Beteiligten: Opfer wie Täter.

Ohne Vergebung sind wir gezwungen ein Leben aus Angst, Verrat, Groll, Hass und Schuldgefühlen zu leben, das diktiert ist von dem emotionalen Schmerz der Vergangenheit, der sich immer wieder und wieder auf ähnliche Weise wiederholt – nicht erst im nächsten Leben sondern schon vielfach in diesem Leben. Wenn wir vergeben, durchbrechen wir die Spirale des Karmas. Wir verändern durch die Vergebung in der Gegenwart die Vergangenheit und schreiben damit unser Lebensskript neu.

Das eigene Lebensskript neu schreiben

Immer wieder haben wir die machtvolle Wirkung der Vergebung erleben können bei Teilnehmerinnen und Klienten, die sich so von sehr leidvollen Erfahrungen wie sexuellen Missbrauch, Gewalt und Selbstmord in der Familie befreit haben und ein neues Leben führen konnten.

Wenn wir durch die Tür der Vergebung gehen, tut sich für uns eine neue Wirklichkeit auf. Sich selbst und anderen zu vergeben bedeutet sich für die Schönheit, die Liebe und das Abenteuer des Lebens wieder neu zu öffnen.

Intention :

Sich selbst und anderen vergeben, um sich erneut für das Leben zu öffnen

Übung: 

  1. Beschreibe deinen aktuellen emotionalen Schmerz als eine Tatsache.
  2. Fühle und benenne die dazugehörige Wut auf den Verursacher.
  3. Fühle und benenne die Wut oder andere Gefühle auf dich selbst.
  4. Forsche, inwieweit du die Gefühle und das Erlebnis bereits aus der Vergangenheit kennst.
  5. Visualisiere dir deinen „Widersacher“ und sage: „Ich vergebe dir“
  6. Vergib dir selbst.
  7. Vergib auch den Menschen, die an deinem vergangenen Leid beteiligt waren (Mutter, Vater)
  8. Vergib allen an deinem Leid Beteiligten – aus der Vergangenheit und aktuell.
  9. Kreiere dir vor deinem inneren Auge einen Raum der Unschuld und Reinheit, indem alle Beteiligten miteinander verbunden sind.
  10. Genieße den Frieden, der dabei in deinem Herzen entsteht.

Mantra:

Ich verpflichte mich zu vergeben, damit ich wirklich frei und selbstbestimmt lebe.

Thich Nhat Hanh, der buddhistische Friedensmönch sagt dazu: 
"Wenn du den Schmerz derer verstehst, die dir Leid zufügen, geschieht Vergebung. "