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Lesetip: Aktueller Spiegel Nr. 24. Das Titelthema Alpha-Mädchen belegt eine Kernthese meines neuen Buches: Jungen geraten immer mehr ins Hintertreffen und Mädchen preschen in punkto Leistung, Führung und Erfolg voran. Viele Mädchen haben mehr männliche Qualitäten entwickelt als Jungen, die diese ablehnen.

Leitartikel Spiegel NR. 24 / 2007: Die Alpha-Mädchen
Wie eine neue Generation von Frauen die Männer überholt

Die Mädchen seit den 80-er Geburtenjahren lassen die Jungen hinter sich: besser, schneller, erfolgreicher in Schule und Ausbildung. Sie wissen, was sie wollen und setzen ihre Karrierepläne gezielt um: zielstrebige Mädchen, lasche Jungen.

Mehr Mädchen als Jungen besehen in Deutschland das Abi - mit besseren Noten, an den Universitäten sind mehr Studentinnen als Studenten. In Numerus Clausus Fächer kommen kaum noch Jungen herein - die Mädchen können einfach mit wesentlich besseren Abi-Noten punkten. Tragisch etwa in der Tiermedizin, wie ein Tierarzt mir erzählte. Die Tierärzte sterben aus, was im Umgang mit Großtieren, wo viel körperliche Kraft gefordert wird problematisch ist. Um die Hintergründe für diese Entwicklung zu erforschen machten sich die Spiegel-Redakteurinnen leider nicht die Mühe, wodurch der Artikel auf der Ebene der Beschreibung von Symptomen blieb. Weshalb entwickeln Mädchen und junge Frauen zunehmend beruflichen Ehrgeiz und Disziplin, während bei den Jungen „Chillout" angesagt ist und sie sich kaum für etwas begeistern können? Hier einige Antworten dazu aus meiner Sicht als Therapeut auf diese Fragen.

Frauen- und Mädchenförderung, weibliche Erziehungsdominanz

Während jahrzehntelange Mädchenförderung in Schule und Erziehung Früchte trägt werden die Jungen immer mehr zu Problemfällen. Die Zeitschrift „Freie Psychotherapie" vom April 2007 geht in einem Artikel „Diagnose Junge" so weit zu behaupten, dass mittlerweile Jungen diskriminiert und in ihrer Entwicklung durch das Schulsystem behindert werden. Namhafte Feministen wie Doris Lessing übrigens auch. In einem Artikel fordert sie Männer auf etwas gegen die Unterdrückung der Jungen zu unternehmen. Junge zu sein bedeutet in zunehmendem Masse für das hiesige Schul- und Erziehungssystem nicht geeignet zu sein. So verwundert es nicht, dass sich die Jungen überwiegend in Hauptschulen und Sonderschulen finden, wesentlich häufiger als die Mädchen ohne Abschluss. Sie fallen durch das Bildungssystem. Irgendetwas läuft hier für die Jungen gewaltig schief.

Die Schule ist für Mädchen optimiert, nicht für Jungen

Der Unterricht erfordert zu 90% der Zeit Stillsitzen, geistige Konzentration und Unterdrückung der Motorik und der Bewegungsimpulse. Darüber hinaus wird rezeptives Verhalten gefördert und gefordert, da die Schüler zu über 95% der Zeit zuhören und aufnehmen anstatt zu sprechen und sich in Bewegung auszudrücken. Die traditionelle Lernform ist für Mädchen besser annehmbar als für Jungen, denn ihr Wunsch nach Bewegung, nach Ausdruck und Kräftemessen, der Wunsch nach Lernen über die Aktion ist weniger ausgeprägt. Fakt ist, dass die Jungen immer schlechtere Leistungen erbringen und immer „verhaltensauffälliger" werden, die Mädchen aber immer besser. Die Frauenförderung zeigt hier also Erfolge.

So verwundert es nicht, dass die Diagnose ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) bei Jungen etwa dreimal häufiger als bei Mädchen gestellt wird. Vielleicht ist die sogenannte Hyperaktivität aber gar keine Krankheit, sondern zeigt lediglich, dass Jungen einen verstärkten Drang nach wilden Bewegungen und der Erprobung ihrer Kräfte haben. Besser wäre es hier, das Schulsystem den Jungen anzupassen anstatt ihnen ihre Aggression und Bewegungsimpulse abzugewöhnen. Denn der Selbstwert der Jungen leidet enorm darunter. Die schulische Leistung wird in unserer Gesellschaft hoch bewertet und ein Junge erträgt auf Dauer die Schmach nicht, dass er schlechter ist als die Mädchen. Wie soll er sich denn da als Mann beweisen? Wie soll er einen Stolz auf seine Männlichkeit entwickeln? Wie kann er den Mädchen imponieren? Denn die wollen keinen Freund, der schwächer als sie ist. Die Mädchen testen das aus und haben meist kein Mitleid mit Versagern und Feiglingen.

Dazu Werner Lachenmaier, Staatsinstitut für Frühpädagogik im Online-Familienhandbuch: „Auffallend ist, dass der Anteil der Jungen in Sonderschulen rund zwei Drittel beträgt. Dies lässt sich nach Art der Sonderschule noch weiter differenzieren: in den Schulen für sogenannte Verhaltensauffällige sind zu 85,5% Jungen vertreten, in den Schulen für Sprachbehinderte 72,2%, und in denen für Lernbehinderte sind es 62,2% Jungen."

Bewegungsrang, Aggressionen, Kräftemessen, Wettkampf und pubertäres Austesten der eigenen grenzen wird den Jungen sukzessive abtrainiert. Beispiele dazu:
In einer als Musterschule ausgezeichneten Bochumer Grundschule wird ein „Pausenführerschein" eingeführt. Wer sich rauft, kloppt oder anderweitig „unsoziales" (= typisch männliches) Verhalten zeigt bekommt keinen „Führerschein, darf nicht mehr auf den Pausenhof und wird sozial ausgegrenzt. Kaum ein Lehrer mit einem Rest männlichem Ehrgefühl könnte solch eine Kastrations-Maßnahme an den Jungen unterstützen.

Doris Lessing berichtet, wie sie selbst in einer Grundschule erlebte, dass die Lehrerin von den Greueltaten in Kriegen erzählte und die Männer allein dafür verantwortlich machte. Die Mädchen freuten sich hämisch, während die betreten und sich dafür schämend männlich zu sein dasaßen. Doris Lessing hat als berühmte Feministin ein entschiedeneres und radikaleres Statement dazu abgegeben als ich mich als Mann wage.

Eine Ärztin und Psychotherapeutin berichtete, wie sie erlebte, dass einige jugendliche Jungen auf einer Schulhofmauer saßen, als eine Clique Mädchen vorbei ging. Sie provozierten die Jungs, indem sie mit dem Po wackelten, ihren Rock hoben oder ihre Busen berührten. Als die Jungs dann lediglich den Mädchen hinterher pfiffen und zotige Sprüche machten, reagierte eine Lehrerin mit einer Eltern- und Lehrerkonferenz wegen sexueller Nötigung gegen Mädchen darauf und verlangte Maßnahmen zum Schutz der Mädchen. Nicht ein einziger Lehrer hatte den Mut die Jungen in Schutz zu nehmen und zu vertreten. Erwähnte Ärztin machte sich als Vertreter für die Jungen dort unbeliebt. O-Ton: „Soll ich denn zulassen, dass meinem Jungen der letzte Rest an Männlichkeit aberzogen wird? Die Jungen fühlen sich doch sowieso schon total ohnmächtig den Mädchen gegenüber."

Fast überall, wo ich dieses Thema anschneide berichten mir Eltern von ähnlichen Szenen und Beobachtungen - dies ist ein gesellschaftliches Phänomen.

Die unterdrückten Mädchen?

Während die laut Spiegel „dritte Welle des Feminismus" mit ehrgeizigen, intelligenten und zielstrebigen Frauen auf uns zukommt, wird von der Welle lebensuntüchtiger Jungen nicht berichtet - Männlichkeit scheint eine eher aussterbende Tugend zu sein.

Die Schlussfolgerungen des Spiegel- Artikels, der übrigens nur von Frauen geschrieben wurde, dass Frauen weiterhin benachteiligt seien und die Emanzipation vorangetrieben werden sollte teile ich nicht. Die Ausführungen zum Schulsystem belegen eine Diskriminierung von Jungen durch für Mädchen optimierte Lerninhalte, Verhaltenskodex, Unterdrückung von Aggression und männlicher Werte. Leider herrscht hier immer noch das antiquierte, aber verbreitete Rollenklischee vor, das sich auf die Formel reduzieren lässt:

Frauen sind per se Opfer, Männer sind die Täter

Die Beweisführung, das sich dies mittlerweile Ausgeglichen und häufig sogar umgekehrt hat erbringe ich mit einer zusammenfassenden Auswertung vieler wissenschaftlicher und psychologischer Studien in meinem neuen Buch. Dieses Klischee ist sehr alt und mächtig und wird von Feministinnen weiterhin entgegen aktueller gesellschaftlicher Realitäten vehement vertreten. Aber es fehlt eben auch ein Gegengewicht in Form engagierter Männer, die sich für die Männlichkeit und für die Förderung der Entwicklung von Jungen einsetzen.

Maskulinismus

Was fehlt ist ein Umdenken der einseitigen Förderung von Mädchen in Kindergarten und Schule. Gerade die seit den 80-er Jahren geborenen Jungen erleben oft eine sehr einseitige Mutterbindung und damit einhergehende Entbehrung des Vaters und Vaterfiguren. Viele wuchsen bei alleinerziehenden Müttern auf, und dazu noch ohne Bindung an männliche Bezugspersonen. Männer sind heute oft Randfiguren im Leben von Jungen. Das geht in Kindergarten und Grundschule so weiter, die fast ausschließlich von Frauen und weiblichen Werten dominiert werden. Will ein Junge hier bestehen, so muss er seine Männlichkeit opfern, darf keine natürlichen Bewegungs- und Aggressionsimpulse zeigen. Nur wenn er weibliche Verhaltensweisen an den Tag legt kann er bestehen. In sofern ist Verhaltensauffälligkeit durch Hyperaktivität oder gewalttätiges Verhalten als ein gesunder Impuls und verzweifelter Versuch zu werten, sich gegen ein weiblich dominiertes Umfeld zu wehren. Eine Quotenregelung für Erzieher und Grundschullehrer wird allerdings nicht gefordert. Sie wäre aber dringend nötig, um Jungen männliche Bezugspersonen und männliche Werte zu vermitteln.

Feministen haben schon lange gelernt gegen Unterdrückung und Benachteiligung durch Männer zu kämpfen. Makulinisten aber gibt es bislang noch nicht - noch nicht einmal das Wörterbuch kennt sie. Wie ganz zu Anfang der Frauenbewegung geht es hier darum, Männer zu sensibilisieren für Manipulation und Beeinflussung durch zu viele Frauen und Weiblichkeit in ihrem Leben. Viele fühlen sich einfach nur unwohl in „ihrer männlichen Haut" und sind sich der Ursachen dafür gar nicht bewusst.

Eine neue Generation großer Jungen mit unterdrückter männlicher Identität und maskuliner, starker Frauen kommt auf uns zu. Welche gravierenden Folgen dies für die Beziehungen und gesellschaftliche Rollenverhältnisse haben wird ist glaube ich noch niemandem recht klar.

Eine persönliche Erfahrung möchte ich an dieser Stelle anfügen. Da ich recht provokant für die Stärkung der Männer Position beziehe, sie fördere und unterstütze, habe ich mit Widerstand von der weiblichen Seite gerechnet. Denn für sie wird etwa ein Partner, der gelernt hat „Nein" zu sagen, sich abzugrenzen, für seine Bedürfnisse und Vorstellungen zu kämpfen manchmal auch recht ungemütlich. Die Frauen sind aber durchweg sehr begeistert davon, wenn ihr Partner von einem Männerworkshop gestärkt nach Hause kommt und manchmal unmissverständlich klar macht „wo es lang geht". Nach anfänglicher Überraschung und Widerstand und „Rumgezicke" schildern Frauen, dass sie begeistert sind und sogar den Respekt für ihren Mann wieder gewinnen, den sie für verloren haben. Sie sind durchaus bereit offene, konstruktive Konflikte und Widerstand in Kauf zu nehmen. Eine Frau drückte das mal so aus: „Ich habe meinen Mann wieder gefunden, den ich nur noch als Jungen sehen und nicht als gleichwertigen Partner ernst nehmen konnte."

Männer dagegen haben eher Probleme damit, klare männliche Positionen zu beziehen. Sie reagieren oft abwehrend, ängstlich und finden, dass ich sie zu hart anfasse. Sie wenden ein, dass die Dinge doch vielschichtiger seien und dass meine Darstellung zu einseitig sei, sie wollen lieber diskutieren, anstatt etwas zu ändern. Ich bin häufig überrascht davon, wie duldsam Männer leidvolle und frustrierende Zustände in ihrer Beziehung oder ihren Begegnungen mit Frauen aushalten, bevor sie den Antrieb und Mut aufbringen etwas verändern.

Es braucht „Maskulinisten" - Männer, die sich ihrer männlichen Identität bewusst sind und sich gegenseitig unterstützen und stärken. Es braucht männliche Rückzugs- und Erlebnisräume. Denn: das gesamte Universum ist weiblich, das Männliche muss beschützt werden. Sonst stirbt es bald aus.

Ein neuer Raum wird die neue Männer-Homepage sein, an der ich gerade bastle. Mit speziellen Themen und Artikeln für Männer. Geplant ist später auch ein Herzenskrieger-Forum zum Austausch für Männer aus meinen Trainings.

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