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Tantra Massage für SinglesDie Befreiung aus dem Gefängnis der Abgrenzung

Wer an Tantra denkt, dem kommen meist Bilder von Paaren in den Sinn, die in enger Verbindung und Intimität in den verschiedensten Posen miteinander verwoben sind. Auch „Seminar-Erfahrene“ denken vielleicht in erster Linie an intime Übungen oder Nackt-Massagen mit einem gegengeschlechtlichen Partner.

Für viele Singles, die Tantra kennen lernen möchten, ein Grund zu beschliessen: Erst wenn ich den „richtigen“ Partner gefunden habe, dann besuche ich mit ihm oder ihr ein Tantraseminar. Die meist unausgesprochene Hoffnung, beim Tantra den „Traumpartner“ zu finden, ist und bleibt eine wesentliche Motivation, gerade bei einführenden Seminaren. So werden am ersten Abend eines Seminars die Männer oder Frauen „abgecheckt“ und Hoffnungen geweckt oder eben verworfen.

Die Tantralehrer Leila Bust und Bjørn Leimbach zeigen, dass das meiste, was es im Tantra zu lernen gibt, sehr gut als Single erlebt werden kann. Tantra beginnt immer mit einem Weg nach innen: Achtsamkeit, Bewusstheit und persönliches Wachstum stehen zuerst im Vordergrund und verändern die meist festen Vorstellungen von all den Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um Liebe, Nähe und Vertrauen entstehen zu lassen.

Der richtige Partner macht mich glücklich

Wir sehen unsere Aufgabe als Tantralehrer darin, den suchenden Blick weg vom anderen Geschlecht nach innen zu richten. Dabei kann oft eine Enttäuschung, dass „der Richtige“ nicht dabei ist, hilfreich sein.

Christina, eine Frau Mitte Dreißig, wollte nach dem ersten Abend eines Einführungs- Wochenendes bereits abreisen. Im Gespräch sagte sie, dass kein Mann dabei wäre, von dem sie sich berühren lassen würde oder gar Intimität erleben wolle – und das bei etwa 20 männlichen Teilnehmern.

Wichtig war im Gespräch den Fokus darauf zu richten: „Was suchst du hier wirklich?“
Dazu sagte sie: „Ich suche mehr Lebendigkeit, Kontakt zu meiner Sinnlichkeit, ich möchte mich wieder mehr als Frau fühlen.“

Wunderbar, dafür braucht es keinen Mann! Manchmal kann da die Begegnung hilfreich sein, um sich selbst mit den eigenen Urteilen im Spiegel des anderen zu sehen, aber es kommt nicht auf die Männer an. Der vermeintliche „Traumpartner“ verhindert da oft den Zugang zu sich selbst, denn die ganze Aufmerksamkeit geht dann wieder nach außen.

Mit Tantra betrittst du einen Weg, der einer Liebesgeschichte gleicht. Es ist die Liebesgeschichte mit dir selbst. Das ist, was Menschen nach einem Seminar bei uns oft aussprechen: „Ich war auf der Suche nach einem Mann, aber bin enttäuscht worden. Doch ich habe mich frisch verliebt – in eine Frau : mich selbst.“

Nähe und Distanz

Wir leben in einer Single-Gesellschaft – und die macht auch vor den Tantraseminaren nicht halt. Als Tantralehrer erleben wir immer deutlicher das Bedürfnis nach Rückzug und Abgrenzung, was sich auch im Äußeren spiegelt: so wollen die meisten Teilnehmer erst einmal ein Einzelzimmer mit Bad buchen, um sich abgrenzen zu können. Mehrfach war die Tatsache, dass kein Einzelzimmer vorhanden war, der Grund für eine Entscheidung gegen das Seminar.

Die Zeiten, als in Selbsterfahrungsgruppen in Schlafsälen oder im Gruppenraum übernachtet wurde, scheint vorbei zu sein. Sehnsucht nach Angst vor Begegnung oder gar Verschmelzung, die Angst „sich zu verlieren“ ohne Rückzug und die geheime Hoffnung, das genau das passiert, sind die Themen.

Lernen, Grenzen zu setzen in der Begegnung ohne den Kontakt abzubrechen und sich zurück ziehen zu müssen, die Herausforderung. Im Tantra geht es genau um Nähe und Distanz, das Lernen von Beziehungsfähigkeit.

Wer ist meiner Liebe wert?

Unser Verstand ist ständig aktiv beim „Abchecken“ anderer Menschen. Oft nach wenigen Momenten des ersten Eindrucks wird eine Meinung gebildet und ein Urteil gefällt – wer kann sich schon erlauben ohne Meinung zu sein? Ein innerer Kommentator gibt seinen Senf zu allem, was uns begegnet und am liebsten zu anderen Menschen. Und wenn es um Liebe geht, um Kontakt und Intimität, dann sind wir meist nochmals kritischer. „Ich achte auf mich.“ oder „Ich spüre meine Grenzen.“ heißt es dann oft in esoterischen Kreisen und ist meist eine Falle des eigenen Egos, dass die Trennung von den anderen Menschen aufrecht erhält.

Wenn der Verstand mit unseren Meinungen und Urteilen siegt, bleiben wir in der eigenen isolierten Welt und behalten Recht. Wenn die Sehnsucht nach Nähe, nach Verbindung und Liebe siegt, kann eine Befreiung aus dem Gefängnis der eigenen Welt stattfinden. Mit diesem inneren Kampf kommen viele Menschen zum Tantra: sie suchen Verbindung, Liebe und Kontakt, möchten ihre Grenzen erweitern und das Herz öffnen für andere Menschen. Doch in der Begegnung zieht der Verstand alle Register und Strategien, um Kontakt und Nähe, das Fühlen von Unsicherheit, Berührt-sein oder Angst zu vermeiden. Der Verstand sucht Abgrenzung, das Herz Verbindung. Und die Herausforderung als Tantralehrer und Therapeut ist immer wieder: Wie kann ich den Menschen helfen aus dem Urteilen und Bewerten des Verstandes ins Fühlen und die unmittelbare Wahrnehmung zu gelangen?

Wer „A“ sagt muß auch „B“ sagen

Hänschen wird vom Lehrer aufgefordert „A“ zu sagen. Doch der Junge weigert sich standhaft. Alle Drohungen und Versprechungen scheinen vergebens. Er schüttelt hartnäckig mit zusammengepressten Lippen den Kopf. Schließlich wird der Vater dazugeholt und gemeinsam reden sie auf den Jungen ein. Nach langer Zet endlich gibt sich Hänschen geschagen und sagt laut und deutlich „A“.
Darauf der Lehrer: „Wunderbar, das war doch gar nicht so schwer. Und jetzt sag mal B.“ Da stampft Hänschen wütend auf den Boden und schreit: „Ich wusste gleich, warum ich nicht „A“ sagen wollte: erst „A“ dann „B“, dann das ganze ABC, dann muß ich Rechnen und Schreiben lernen, studieren, heiraten und euer blödes Leben führen.“

Das ist oft die größte Angst in der Begegnung zwischen Männern und Frauen: die geheimen Erwartungen, die unausgesprochenen Konsequenzen, die gegenseitigen Interpretationen. Es gibt in unserer Gesellschaft kaum Räume für sinnliche Begegnungen, für ein „sich-ausprobieren“ als Mann oder Frau. Stell dir mal vor, du willst jemandem, den du attraktiv findest, mal 10 Minuten in die Augen schauen. Oder im Arm gehalten werden. Oder gar eine Massage teilen. Sofort würdest du dich fragen: „Was denkt der andere, was ich von ihm will? Welche Konsequenzen würde das haben? Werde ich ihn dann nicht mehr los? Verletze ich denjenigen, wenn ich dann wieder gehe?“

Solche und ähnliche Muster begleiten uns als zielorientierten westlichen Menschen, wenn wir sinnlichen Kontakt mit einem Menschen aufnehmen. Die Ängste, Hoffnungen oder Spekulationen beziehen immer das gesamte ABC ein, wenn wir doch eigentlich nur „A“ sagen wollen.

Tantra bietet einen Schutzraum, um frei von gesellschaftlichen Konventionen kleine zeitlich begrenzte „Risiken ohne Konsequenzen“ einzugehen. Sich als Mann oder Frau ausprobieren, spielen, sich berühren lassen – sich zu verbinden ohne gebunden zu werden. So beenden wir tantrische Übungen und Rituale mit den Worten: „Alle Verbindlichkeiten, die du in diesem Ritual eingegangen bist, enden nun. Du bist frei.“

Tantra führt nach innen – in das Auge des Hurrikans

Der Kontakt mit sich selbst und den eigenen Gefühlen ist immer der erste Schritt im Tantra. Normalerweise erleben wir ein Gefühl und richten unsere ganze Aufmerksamkeit auf den Menschen oder das Objekt, dass dieses Gefühl auslöst oder verstärkt. Jemand hat Sehnsucht nach Liebe und richtet seine ganze Aufmerksamkeit auf das „Objekt der Begierde“ – mit all den bekannten Strategien.

Wir führen die Menschen dahin, mitten ins Gefühl hinein zu gehen, es ganz zu fühlen und die Aufmerksamkeit dabei auf sich selbst zu richten. Jedes Gefühl ist eine bestimmte Ausdrucksform von Energie egal ob Wut, Lust, Angst oder eben Sehnsucht. Vorraussetzung dafür ist, die Bewertungen mit denen wir ein Gefühl als gut oder schlecht definieren loszulassen. Dazu gehört auch, die Meinung aufzugeben, ob ein Gefühl gut tut oder schadet, ob es passend oder unpassend ist.

Wir fordern dazu auf, die Sehnsucht im Körper zu spüren und sie intensiver und größer werden zu lassen. Das geschieht, indem die Aufmerksamkeit von den Gedanken, Bildern oder Menschen abgezogen und auf das Gefühl der Sehnsucht gerichtet wird. Damit verbunden ist häufig eine Verunsicherung, der Eindruck, sich im Gefühl zu verlieren, wie in einem Hurrikan durcheinander gewirbelt zu werden. Doch schließlich gelangt man in den inneren Raum der Stille und Weite, im Auge des Hurrikans. So können neue Freiheiten und Möglichkeiten im Umgang mit den eigenen Gefühlen erschlossen werden.

Was ist Intimität

Günter drückt aus, was viele Tantra-Anfänger erhoffen und befürchten: „Ich suchte beim Tantra Intimität und Nähe, ein intensiveres sexuelles Erleben. In meiner letzten Partnerschaft habe ich das am meisten vermisst.“ Bei dem Wunsch nach Intimität denken die meisten Menschen an sexuelle Begegnungen, denn Sex ist für viele die einzig bekannte Form von Intimität. Unsere Erfahrung ist: Sex kann Intimität oft vermeiden. Kleinere, nicht sexuelle Begegnungen helfen oft eher, wirklich präsent zu sein, die Sinne zu öffnen und die eigenen Bewertungen und Urteile nicht mehr so wichtig zu nehmen. Intimität passiert von alleine durch einfaches Zusammen-sein ohne Worte: die Fähigkeit, die wir als Kinder alle hatten und als Erwachsene erst wieder neu lernen müssen.

LoveCreation® Tantra

Was Tantra - Anfänger am meisten bewegt ist die Nähe und das Vertrauen, das bereits in einem Wochenende in einer Gruppe entstehen kann. Zu Beginn sitzen 30 oder 40 „wildfremde“ Menschen zusammen, jeder in seiner eigenen Welt. Am Ende sind Menschen oft tief bewegt und oft auch verunsichert, wenn mehr Nähe und Erleben von Liebe untereinander spürbar ist als in jahrelangen Freundschaften oder sogar der eigenen Partnerschaft. LoveCreation® heisst Schöpfung und Ursprung der Liebe – wir initiieren Menschen in ihre eigene Liebesfähigkeit und das Wissen, wie die Vorraussetzungen dafür geschaffen werden.

Autor: Bjørn Leimbach, Tantralehrer und Therapeut in Düsseldorf, Leitung LoveCreation® gemeinsam mit Leila Bust: Tantraseminare, Jahrestrainings, Männer- und Frauengruppen, therapeutische Beratung in eigener Praxis.
Veröffentlicht u.a. in „Sein“ Berlin, „Balance“ Düsseldorf, „Mensch und Sein“