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Als Paar miteinander verschmelzenDas Dilemma in der Paarbeziehung

Wer sucht sie nicht: eine glückliche, erfüllende Liebesbeziehung, die Verschmelzung mit einem anderen Menschen. Dafür sorgt schon unser grundlegendes körperliches Bedürfnis nach menschlicher Berührung, nach Kontakt und Interaktion mit anderen, nach sexueller Intimität. Doch darüber hinaus führen uns noch andere, ganz unterschiedliche persönliche und soziale Bedürfnisse in die Paarbeziehung, die immer noch als die verbindlichste und stabilste Beziehungsform, die Erfüllung unserer Bedürfnisse und Wünsche, verspricht.

Der Wunsch vielleicht mit einem Partner den Alltag zu teilen. Oder der Wunsch nach emotionaler Unterstützung.

Jemand mit dem wir unsere Interessen, Ideen, einen geistigen Hintergrund teilen können oder unseren spirituellen Weg. Auch das Gefühl zusammen zugehören, oder für jemanden wirklich wertvoll und etwas ganz besonderes zu sein, sind sicherlich Motivation eine Beziehung einzugehen.


Die Beziehungsfalle: das Versprechen der Verschmelzung

Diese Bedürfnisse, die wir aus unserer Kindheit in unser Erwachsensein mitgenommen haben, werden dann auch schnell zur Falle in der Paarbeziehung. Die anfängliche Verliebtheitsphase vermittelt uns die Illusion der Verschmelzung und die Erwartung, dass genau dieser Mensch endlich all unsere bisher unerfüllten Wünsche und Bedürfnisse erfüllt. Das ist vor allem der Wunsch nicht mehr allein zu sein, geliebt zu werden, besonders wertvoll für einen Menschen zu sein oder sogar der wichtigste Mensch für jemanden zu werden.

Alles was der Verschmelzung dient wird gesucht: gemeinsame Freunde, gemeinsamer Urlaub und Freizeit, gemeinsamer geistiger Hintergrund und Spiritualität, gemeinsames Bankkonto, Haus, Kinder etc. Die Beziehungspartner verschmelzen oftmals so sehr miteinander, dass sich einer ganz für den anderen aufgibt oder verliert, für die gemeinsame Identität wird die eigene aufgegeben.


Die Sehnsucht nach Verschmelzung

Hierbei ist wichtig anzuerkennen, das in uns allen latent die Sehnsucht nach Verschmelzung innewohnt und dass die Suche nach ihr unseren frühkindlichen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Unterstützt wird dieser Wunsch nach Verschmelzung durch die frühkindliche Angst allein zu sein, bzw. allein gelassen zu werden. Der Schmerz des allein gelassen seins drängt uns immer wieder dazu, auf die Suche nach Verschmelzung mit einem Partner zu gehen. Je unbewusster diese frühkindlichen Bedürfnisse sind um so enger und unbewusster die Verschmelzung.


Der Zaun der Sicherheit und Beständigkeit

Um die Verschmelzung sicherzustellen, bauen wir um die Liebesbeziehung einen Zaun der Abgrenzung nach außen und den anderen Menschen. Dadurch isolieren wir uns in der Paarbeziehung noch mehr und verstärken die Abhängigkeit untereinander. Unterstützt wird dieser Verschmelzung - Abhängigkeitsprozess noch durch unsere Ausrichtung im Leben Beständigkeit zu suchen. Obwohl das Leben ein einziger Veränderungs- und Wandlungsprozess ist, wehren wir uns vehement dagegen den Wandel anzuerkennen.

Unser Blick ist auf die Beständigkeit gerichtet, die uns Sicherheit geben soll. Auch hierin können wir wieder das frühkindliche Bedürfnis erkennen, dass die Beständigkeit der emotionalen Bindung benötigt, um wachsen und gedeihen zu können. Ohne die beständige Zuwendung der Erwachsenen ist das Kleinkind nicht lebensfähig und verwahrlost. So können wir auch in unserem Streben die Paarbeziehung sicher und beständig zu halten, unser frühkindliches Bedürfnis erkennen.


Die Kindheitstrance in der Paarbeziehung

In jeder verbindlicheren Paarbeziehung wird die Kindheitstrance reaktiviert, die uns mit frühkindlichen Verschmelzungserwartungen und der Angst allein zu sein in Kontakt bringt.

Daran ist nichts schlimmes - im Gegenteil. Bietet doch so die verbindliche Paarbeziehung einen Raum und Rahmen für den notwendigen Prozess des Reifens und Erwachsenwerdens. Zum Erwachsensein gehört Verantwortung: Verantwortung den eigenen Gefühlen, Wünschen und Verstrickungen aus der Kindheit gegenüber. Je nachdem wie wir uns entscheiden kann die Paarbeziehung zur Hölle werden, wenn die Beziehungspartner es nicht schaffen, die Projektionen auf den Partner zurückzunehmen und die Beziehung im Machtkampf gegenseitiger Bedürfnisbefriedigungen bzw. deren Verweigerung erstickt.

Sie kann ein Himmel sein, wenn die Beziehungspartner die Verantwortung für ihr Glück zu sich nehmen, die Projektionen und Erwartungen zurücknehmen und dahin führen, wo sie hingehören: in die Kindheit. Dann ist Beziehung ein lebendiger, heilsamer und transformativer Prozess, in dem beide wachsen und reifen zu mehr Freiheit, Liebe und Glück.

Die Welt ist nicht so, wie sie ist. Die Welt ist so, wie du sie dir vorstellst.

Dieser Prozess, der für jedem Menschen offen steht, egal ob Single oder in Paarbeziehung, beginnt mit der Erkenntnis, dass die Welt wie wir sie sehen und damit natürlich auch die Menschen und erst recht unsere Beziehungspartner nicht per se die sind, für die wir sie halten. Unsere Wahrnehmungen und Sichtweisen sind bestimmt durch unsere meist frühkindlichen emotionalen Muster und Überzeugungen, die wir uns gebildet haben. Das können wir ganz leicht dadurch überprüfen, dass z.B. unsere Freunde unsere Beziehungs- oder Liebespartner ganz anders sehen und wahrnehmen wie wir selbst. Folglich muss es etwas mit uns und unserer Sichtweise zu tun haben.

Durch die Erfahrungen in meinen eigenen persönlichen Prozessen mit diesen Themen und der therapeutischen Begleitung vieler Menschen in ihren Beziehungskrisen, im Tantra und LifeCreation Training, konnte ich sehen, wie unsere ganze Sicht der Welt, unserer Mitmenschen und Beziehungspartner und letztendlich natürlich auch unser Selbstbild von einigen wenigen ganz zentralen Glaubenssätzen oder Überzeugungen geprägt ist.

Überzeugungen schaffen Erfahrungen

Diese tiefsten Überzeugungen sind Schlussfolgerungen oder besser rationale Erklärungsversuche, die wir einmal als Baby oder Kleinkind gezogen haben und die nun unsere ganze Persönlichkeit, unsere Gedanken, Gefühle, Fantasien, Handlungen und damit natürlich auch unsere (Liebes- und Paar-) Beziehungen prägen und gestalten.

Der Ursprung unserer leidschaffenden Überzeugungen

Wenn wir uns in unseren Beziehungen unglücklich, abhängig und als Opfer fühlen, wenn wir im Beruf trotz aller Anstrengungen nicht weiter kommen oder es langweilig wird, wenn wir uns abgeschnitten und getrennt fühlen von uns selbst und unseren Liebsten, dann liegt es an unseren Überzeugungen und nicht an den Menschen, Dingen oder dem lieben Gott oder wer sonst noch dafür verantwortlich gemacht wird.

In meinen eigenen Prozessen und der Arbeit mit Menschen, die wir zurückgeführt haben in ihrem Leben, hat sich der Ursprung der leidschaffenden Überzeugungen immer in kindlichen oder frühkindlichen Erfahrungen der Trennung gezeigt, die vom Kleinkind als schmerzhaft und traumatisch erlebt werden. Theoretisches Erklärungsmodell bietet uns hierfür die psychoanalytische Entwicklungspsychologie, die das uns entscheidend prägende Trauma in der Trennung des Kleinkindes von der Mutter sieht und spätere Probleme oder Krisen darauf zurück führt.


Der Ursprung unseres Schmerzens ist Trennung

Unsere Erfahrung hiermit ist, dass jeder Mensch nur ein paar wenige ganz zentrale Überzeugungen hat, um die sich weitere nicht ganz so schwer wiegende Glaubenssätze ränken, bzw. diese unterstützen. Die wenigen entscheidenden Glaubenssätze, haben jedoch ihren Ursprung in frühkindlichen Trennungssituationen. ort liegt der Ursprung unseres Schmerzes, den wir zeitlebens in verschiedenen Kontexten wiederholen, bevorzugt im Kontext verbindlicher Beziehungen.

Der Ursprung unseres Schmerzes ist immer Trennung. Leidenschaffende Glaubenssysteme und Überzeugungen haben wir uns geschaffen im Kontext traumatischer Erfahrungen der Trennung innerhalb unserer Entwicklungsstufen und der damit verbundenen schmerzhaften Gefühle: Die Trennung des Babys aus dem Paradies des Mutterleibes bei der Geburt, die Trennung des Kleinkindes von der Mutter im Alter von 6 bis 15 Monaten, wenn es erkennt: „Ich bin nicht du – und du bist jemand ganz anderes als ich“. Die Trennung in der ödipalen Phase, wenn die Liebe zum gegengeschlechtlichen Elternteil unbeantwortet bleibt oder missbraucht wird und gleichzeitig die Konkurrenz zum gleichgeschlechtlichen Elternteil erlebt wird, die Geburt eines Geschwisters und die damit verbundene Konkurrenz. Fehlende emotionale Bindung in der Familie, sowie ein Klima der Ablehnung, Angst und Bedrohung und Trennung, die wir als schmerzhaft erlebt haben und in denen wir uns ohnmächtig gefühlt haben, sind der Kontext für Glaubenssysteme und Überzeugungen.


Beispiele:

Überzeugungen vermitteln den Eindruck der Kontrolle

Überzeugungen sind somit rationale Erklärungen, mit deren Hilfe das Kind versucht seine schmerzhaften Gefühle und die damit verbundene Ohnmacht zu kontrollieren und damit das Erleben und die Gefühle handhabbar zu machen. Das verwirrte oder verletzte Kind beschließt insgeheim: das will ich nicht noch einmal erleben. Und es baut Schutzmechanismen in Form von Überzeugungen auf. Sie sollen das gute Weiterleben oder sogar das Überleben des Kindes retten.

Der Verlust der Rückbindung an sich selbst – der Essenz

Je mehr das Kind oder auch der Heranwachsende jedoch diesen Schutz durch Überzeugungen aufbaut, um so mehr verliert es den Kontakt zu seinen Gefühlen, seiner Intuition und seiner Natürlichkeit. Es verirrt sich und verliert den Halt in sich selbst. Das veranlasst ihn oder sie wiederum um so mehr nach Überzeugungen, Meinungen und Urteilen über sich selbst und das Leben zu greifen, um darin den nötigen Halt und Sinn zurück zu gewinnen. Diese werden ihm/ihr reichhaltig von der Außenwelt angeboten. Jedoch entstehen dabei auf die Dauer Gefühle von Entfremdung, Sinnlosigkeit, Enge, Langeweile und Freudlosigkeit. Sie sind die Begleiterscheinung dieser Glaubenssysteme.

Denken ist der Widerstand gegen das Fühlen

Alle Probleme und Krisen, die im späteren Leben auftauchen, wie Selbstablehnung, Trennungen oder Abhängigkeiten in unseren Beziehungen, Erfolglosigkeit und Unzufriedenheit im Beruf haben hier ihren Ursprung: im Schock oder Schmerz der Trennung des Kleinkindes und dessen Versuch der Bewältigung durch Abwehr. Abgewehrt wird der Schmerz durch den Versuch einer Erklärung. An dieser Stelle kreieren wir uns unsere Überzeugungen und Vorstellungen. Sie sind also der Versuch die schockartige Erfahrung der Trennung zu bewältigen und damit fertig zu werden. Überzeugungen sind somit immer rationale Erklärunsversuche des Verstandes, die ein schmerzhaftes Gefühl abwehren.

Hier wird verständlich, weshalb wir Menschen die Grundüberzeugung teilen, dass wir von den anderen getrennte Wesen sind. Die Grundüberzeugung und das Grundlebensgefühl der Menschen ist das der Trennung. Überzeugungen sind dazu da, Schmerz zu vermeiden und uns eine sinnvolle Antwort / Erklärung auf die Erfahrung der Trennung zu geben. Je nachdem, wie schwer das Trauma der Geburt für das Kind ist und wie viel Nähe und emotionale Bindung das Kind in seinen Entwicklungsphasen erhält, werden die rationalen Überzeugungen ausfallen.

Beispiel: „Ich bin nicht gut genug.“; „Ich bin es nicht wert geliebt zu werden.“; „Ich bin unfähig.“; „Mit mir stimmt etwas nicht.“; „Das Leben ist ein Kampf.“; „Immer bin ich allein.“

Dadurch dass die Überzeugungen unseren Schmerz erklären, geben sie uns eine vermeintliche Sicherheit. Die Sicherheit unser Leben und unsere Beziehungen zu bewältigen. Sie sollen helfen, uns vor weiterem Trennungsschmerz und der Erfahrung der Ohnmacht und Abhängigkeit zu schützen.

Die Lösung ist das Problem

Dabei erleben wir, dass unsere alten Überzeugungen als Lösungsstrategien ihr Ziel verfehlen, da sie die alten Probleme reproduzieren und verstärken. Denn auf einer unbewussten Ebene wollen die Menschen sich selbst immer wieder von der Richtigkeit ihres Glaubens überzeugen und wiederholen damit immer wieder ihre leidvollen Kreationen (selbsterfüllende Prophezeiungen). Oder aber sie kompensieren sie, d.h. sie versuchen sich selbst und der Welt zu beweisen, dass sie nicht wahr sind und tun das Gegenteil, was aber zum selben Problem führt.

Die Sehnsucht nach Verschmelzung, die aber weiter in uns existiert, transportieren wir mit in unsere erwachsenen Beziehungen und damit die Erwartung, dass unsere Beziehungspartner die frühkindlichen Bedürfnisse nach Nähe und Verschmelzung erfüllen.

Unsere Beziehungen sind somit der Versuch, das frühkindliche Trauma der Trennung und deren vermeintliche Bewältigung durch Abwehr mit Hilfe unserer Überzeugungen zu heilen. Daher sind unsere Beziehungen erst einmal ein Schauplatz des Ringens zwischen Verschmelzung und Trennung, Nähe und Distanz, Bindung und Autonomiebedürftigkeit und Unabhängigkeit, Hingabe und Kontrolle.

LifeCreation®– deine Beziehungen kreieren in Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit

Der erste Schritt der Befreiung liegt darin, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass unsere Überzeugungen nur Überzeugungen sind und nicht die Wahrheit und dass die Art und Weise, wie wir unsere Beziehungspartner wahrnehmen nur eine Sichtweise von verschieden anderen ist.

Der zweite Schritt liegt darin zu erkennen, dass wir selbst uns die Überzeugungen geschaffen haben, die unser leidvolles Erleben schaffen. Wenn wir selbst sie kreiert haben, können wir sie konsequenterweise auch wieder auflösen, wenn wir sie nicht mehr wollen.

Der nächste Schritt liegt darin zur Ursprungssituation der Trennung, des Alleinseins und des Schmerzes zurück zukehren und jegliche Abwehr aufzugeben. Das führt dazu, dass wir uns erlauben den Schmerz der Trennung, des Alleinseins zu fühlen und als zu uns und dem Leben gehörig anerkennen.

Darin liegt schon die Anerkennung und Würdigung der zum Leben gehörenden Veränderungen. Das ist ein heilsamer Schritt. Dazu gehört die Vergebung und Wertschätzung aller am Erleben der Trennung beteiligten, sprich Mutter, Vater, Geschwister, etc. und die damit abgetrennten Anteile wieder zu uns zurück zu führen.

Der nächste Schritt liegt in der Freude zu erfahren, dass wir weit mehr sind als wir jemals glaubten zu sein und unser gesamtes Potential zurückgewinnen zu können.

Der letzte Schritt ist grundlegend und begleitet alle anderen. Es ist der Schritt in die Freiheit unserer wahren Natur: frei von Vorstellungen, Konzepten und Überzeugungen, der grenzenlose Raum, der neue Wahlmöglichkeiten schafft – auch für unsere Beziehungen.

Leila Bust ist Religionspädagogin, Tantralehrerin und Systemische Paar- und Familientherapeutin und arbeitet als Therapeutin in eigener Praxis in Dortmund. Gemeinsam mit ihrem Partner Bjørn Leimbach hat sie 1996 das Tantra Forum gegründet und bietet mit ihm gemeinsam Seminare für Tantra und Tantrische Selbstentfaltung an. Gemeinsam mit ihm entwickelte sie 1999 das LifeCreation Training, ein ganzheitliches Bewusstseinstraining, das seine Wurzeln in der therapeutischen Praxis hat und in dem großen Wissen des Buddhismus und seiner Praxis. Das LifeCreation Training wird 3 mal im Jahr an verschiedenen Ort in Deutschland und im Ausland angeboten. Informationen unter Fon: 0211-167 512 44 – Internet: www.lifecreation.de

Erschienen im „Wegweiser“ 6-2002

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