Für Frauen       Für Männer   

Suche

Kirschbaum-2"Rengetsu, eine Zen-Nonne war auf Pilgerschaft und kam bei Sonnenuntergang in ein Dorf, wo sie um Unterkunft für die Nacht bat. Aber die Dorfbewohner knallten ihr die Haustüren vor der Nase zu, als sie kam. In dem Ort müssen traditionelle Buddhisten gewohnt haben; sie wollten die Zen-Anhängerin nicht dulden und jagten sie aus dem Dorf.

Die Nacht war kalt und die alte Frau ohne Bleibe - und hungrig obendrein. So blieb ihr nichts anderes übrig als einen Kirschbaum auf dem Felde zu ihrem Dach zu machen. Es war wirklich eisig kalt, und sie schlief nicht gut. Gegen Mitternacht wachte sie auf – sie fror erbärmlich – und schaute hoch. Da sah sie im Frühlingsnachthimmel die vollends geöffneten Kirschblüten, wie sie dem verschleierten Mond zulächelten. Überwältigt von dieser Schönheit stand sie auf und verbeugte sich in Richtung des Dorfes.

Durch ihre Höflichkeit,
mir Unterkunft zu verweigern,
fand ich mich unter den Blüten wieder,
in der Nacht dieses verschleierten Mondes.

Aus tiefstem Herzen dankte sie den Menschen, die sich weigerten, ihr Unterkunft zu geben, da sie sonst unter einem gewöhnlichen Dach geschlafen und diesen Segen versäumt hätte. Sie war ihnen nicht böse, sie akzeptierte es – mehr noch: sie bejahte es aus ganzem Herzen. Sie fühlte sich wirklich dankbar."

Rengetsu ist den Menschen nicht böse, sie akzeptiert ihre Entscheidung nicht nur, sondern  begrüßt sie. Sie fühlt sich beschenkt durch die Erfahrung des Kirschbaums. Dadurch dass sie ihre Situation akzeptiert hat, wie sie war, hat sie sich für eine neue Erfahrung geöffnet. Das ist selten. Normaler Weise sind wir Menschen so besetzt von unserer Begehrlichkeit, so voll von unseren Beurteilungen, dass wir verschlossen bleiben für die Geschenke des Lebens. Es heißt in der Geschichte, dass sie in dem Moment erleuchtet wurde. Ein Mensch erfährt augenblicklich seine göttliche Essenz, wenn er zu dem, was das Leben ihm bringt, „Ja“ sagt.

Nur wer „Nein“ sagen kann, kann auch mit ganzem Herzen „Ja“ sagen. Ein Effekt der „Jein-Sager“ ist, dass sie aus Höflichkeit, Angepasstheit oder um Konflikte zu vermeiden „Ja“ sagen. Es fehlt aber ein inneres wirkliches Commitment, die innere Überzeugung dabei. Wenn jemand nicht nur einmal sondern wiederholt „Jein“ sagt, geht das auf Kosten seiner Begeisterungsfähigkeit  und Leidenschaft und seiner Integrität. Da er gelernt hat nach außen hin eine Rolle zu spielen wird es in ihm selbst, wenn er da einmal hinschauen oder –fühlen würde, immer leerer. Da er aber nur eine Rolle spielt und tut, was man von ihm erwartet, gibt es auch keine Bereitschaft und Notwendigkeit, die Verantwortung für das „Ja“ zu übernehmen. Ein halbherziges, gequältes „Ja, na gut“ hat den Vorteil, dass man nicht so leicht verletzt oder enttäuscht werden kann. Allerdings ist auch der Preis dafür recht hoch. Im Lauf der Jahre führt dieses halbherzige „Ja-sagen“ nämlich dazu, dass man den Kontakt zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen verliert. Es fällt zunehmend schwerer ein volles und ehrliches „Ja“  aus ganzem Herzen zu sagen und dann auch die Konsequenzen zu tragen, weil man zu häufig halbherzig und feige „Jein“ sagt.

Wer anderen zuliebe „Ja“ sagt, kann diese auch leicht für unangenehme Konsequenzen verantwortlich machen. „Ich hab dir doch vorher gesagt, dass das schiefgehen wird. Aber dir zuliebe hab ich zugestimmt.“Ein unverbindliches Ja ohne Leidenschaft und Kraft vermeidet Enttäuschung:

„Na ja, ich kann es ja mal probieren. Wenn es nichts ist, ist es auch nicht so schlimm.“

Intention: Aus ganzem Herzen und mit Begeisterung und Engagement „Ja“ sagen. Eigene Entscheidungen durch tragen und die Konsequenzen verantworten.

Übung: Wann immer in dieser Woche eine Entscheidung ansteht, machen Sie sich deutlich:

Sie haben die Freiheit Ja oder Nein zu sagen. Probieren Sie möglichst oft das JA in dieser Woche aus – auch in Situationen, in denen Sie sich sonst verweigern.


Beispiele:

  • Jemand bettelt Sie an. Sie geben sonst grundsätzlich kein Geld. Sagen Sie in dieser Woche „JA“ und geben Sie der Person etwas Kleingeld. Finden Sie eine Motivation für sich, so dass Sie nicht den Eindruck haben das Geld sei sinnlos verschwendet. Überlegen Sie etwa, wann in Ihrem Leben andere Ihnen in Not geholfen haben.
  • Ihre Kollegin hat schon wieder vergessen den Kopierer auszuschalten, obwohl Sie es ihr schon so oft gesagt haben. Sie sind es leid hinter ihr her zu rennen oder den Handlanger zu spielen. Finden Sie eine innere Haltung, mit der Sie „Ja“ sagen können und den Kopierer für ihre Kollegin ausschalten. Überlegen Sie, was sie vielleicht schon öfter für Sie getan hat und sie ihr zu verdanken haben. 

Und dann schalten Sie das Gerät ohne Murren und Vorwürfe für sie aus.

  • Sagen Sie kein halbherziges „Ja“ oder „Jein“ mehr.

Wenn Sie etwas zum jetzigen Zeitpunkt oder in einer Situation nicht entscheiden können oder wollen, dann reden Sie sich nicht mit einem „Jein“ raus. Sagen Sie klar und deutlich: „Das will ich jetzt nicht entscheiden. Ich werde die Entscheidung (am Tag x) treffen.“

  • Ihr Partner bittet Sie den Müll runter zu bringen. Sie, mürrisch: „Ja, mach ich Schatz“.
  • Niemand erwartet von Ihnen, das Sie dies mit Leidenschaft zu tun. Aber machen Sie sich deutlich, dass Sie gute Gründe dafür haben, ihrem Partner die Bitte zu erfüllen und motivieren Sie sich selbst dadurch. Vielleicht haben Sie mal einer gemeinsamen Regelung zugestimmt – dann tragen Sie jetzt auch die Konsequenz.  Sie können sich dann darüber hinaus immer noch entscheiden, diesen Punkt neu mit ihm zu verhandeln.
  • Sie fahren zu einem Kunden, den Sie nicht leiden können. Lustlos hoffen Sie, dass er noch absagt, ein Stau entsteht oder etwas anderes dazwischen kommt. Wenn Sie sich bei solchen Gedanken „ertappen“, fahren Sie einen Moment rechts ran, schließen Sie die Augen und atmen ein paarmal tief durch.

Machen Sie sich deutlich: Sie können den Kerl aus ganz bestimmten Gründen nicht leiden. Ok. Bewerten Sie sich nicht dafür. Es ist, wie es ist. Sie haben sich aber auch entschieden den Auftrag anzunehmen, weil Sie gut daran verdienen oder Ihr Image dadurch aufgebessert wird. Machen Sie sich auch deutlich, dass Sie eine Wahl haben: Sie werden nicht Bankrott gehen oder gekündigt werden, wenn Sie diesen Auftrag ablehnen. Also gibt es einen Sinn dafür, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben. Finden Sie Ihre Motivation heraus.

Finden Sie etwas an dem Menschen, das ihn sympathisch oder liebenswert macht, etwas, wodurch sie ihn mit anderen Augen betrachten können. Finden Sie ein inneres „Ja“ dazu, für diesen Kunden zu arbeiten. Sie müssen ihn nicht lieben, aber versuchen Sie einen Zugang zu diesem Menschen zu bekommen.

Ausrichtung: Ich sage mit Begeisterung „Ja“