Sandra & Dirk wählten zur Unterstützung
ihres Hochzeitsrituals Texte von Khalil Gibran über die Ehe und über die Liebe
aus:
Khalil Gibran: Über die Liebe:
Wenn
die Liebe dir winkt, folge ihr,
Sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen,gib dich ihr hin,
auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert
dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
Auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
Wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich zu befreien
Sie mahlt dich, bis du geschmeidig bist.
All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennen lernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.
Aber
wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken
und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten, wo du lachen wirst,
aber nicht dein ganzes Lachen, und weinen, aber nicht all deine Tränen.
Denn die Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.
Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen.
Denn die Liebe genügt sich selbst...
Was meint Khalil Gibran wenn er vom Schwert der Liebe spricht, von Verletzung und vom Zerschmettern der Träume, wir könnten auch sagen der Illusionen?
Die
Liebe, wirkliche Liebe, die sich bindet, die keine Angst vor Nähe und Intimität
hat, wirkliche Liebe verletzt das Ego. Wer wirklich liebt,
zerschmettert sein Ego, d.h. die eigenen Vorstellungen von sich, dem
anderen, der Beziehung, den Drang, Recht zu behalten und den anderen zu
manipulieren, alles besser zu wissen und den anderen retten zu müssen und den
Partner dafür zu benutzen, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Das ist die
sogenannte Liebe, die falsche Liebe, in der die Partner sich gegenseitig in
ihrem Wert, ihren Meinungen und Vorstellungen bestätigen, um nicht in Kontakt
kommen zu müssen mit der eigenen Wertlosigkeit. In der die Partner füreinander
die Bedürfnisse erfüllen, damit sie nicht in Kontakt mit der eigenen Bedürftigkeit
kommen müssen. Das verstehen schätzungsweise 98% aller Menschen unter Liebe.
Dieser Liebe, die Sicherheit und Ruhe sucht, die den anderen besitzen und gefügig
halten will, die die eigene Bestätigung sucht; dieser falschen Liebe versetzt
die wahre Liebe den Hieb.
Und in wunderbaren poetischen Worten
beschreibt Gibran wie die Liebe das Ego aufweicht, damit nur noch die Liebe
bleibt.
Indem ihr euch so aufeinander einlasst
mit dieser Weichheit, mit dieser Empfänglichkeit und Verletzbarkeit, werdet ihr
füreinander zum Spiegel. Ihr erforscht das Wesen des anderen, den Bereich
seiner innersten Gefühle, ihr erlebt die Licht und Schattenseiten des anderen,
teilt die Wunsch- und auch die Albträume. Und indem du den anderen erforschst,
erforschst du dich selbst. Lernst dich selbst kennen. Der andere wird zum
Spiegel für dich. (Bateson hat es so fomuliert: zwei sind nötig damit einer
sich kennen lernt.) Und tatsächlich erfahre und erlebe ich mich nur im Kontext,
im Spiegel des anderen. Und wenn ihr das zu lasst, dass der andere Spiegel für
euch ist und nicht darauf besteht, dass der Partner ganz anders ist als ihr
selbst und ihr natürlich Recht habt und der andere Schuld, wenn ihr empfänglich
seid für das, was der andere euch spiegelt, dann werdet ihr ganz von selbst
dahin kommen zu erfahren und zu erkennen, dass ihr eins seid.
All dies wird die Liebe mit dir machen, damit du die Geheimnisse deines Herzens
kennen lernst und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.
Und das Wesen deines Herzens, das du
dann erfahren wirst, ist grenzenlose Liebe. Ist ein Gefühl von Freiheit, das
die Freiheit und Würde des anderen achtet. Und die Erkenntnis, das ihr eins
seid.
Das Wesen der
Liebe
Nichts bleibt übrig im Text von Khalil Gibran als die Liebe. Und die Liebe
kennt weder ICH noch DU alle Gegensätze, Mann und Frau, Yang und
Yin sind in ihr aufgehoben. Das Du verschwindet, das Ego wird
zerschmettert oder durchlöchert. Deswegen haben so viele Menschen Angst vor der
Liebe. Sie halten an ihrem Ego fest, weil es das einzige ist, was sie kennen.
Sie halten das Ego mit seiner Eifersucht und seinen Machtkämpfen, mit seiner
Konkurrenz, Neid und Besitzstreben für die einzige Realität. Sie kennen nichts
anderes und identifizieren sich daher ganz damit. Doch die wirkliche Liebe zeigt, dass diese Art von Liebe nur
das Ego ist in der Maske der Liebe. Wirkliche, essentielle Liebe demaskiert,
befreit und löst unwahre Liebe. Sie ist der Schlüssel aus dem Gefängnis
gegenseitiger Bedürfnisbefriedigung und Bestätigungen. Sie ermöglicht uns überhaupt
erst die Projektionen auf den Partner als Projektionen zu erkennen und nicht für
die Wahrheit zu halten und ganz zu uns zurück zu nehmen. Gleichzeitig kommen
wir durch den Spiegel des anderen erst in Kontakt mit unserer essentiellen Liebe
und Bewusstheit.
Bewusstheit
und Liebe die tantrische Vereinigung von Shiva und Shakti
Bewusstheit und Liebe sind Qualitäten, die immer zusammengehen. Das eine ist
nicht ohne das andere denkbar. Liebe ist eine Qualität des Herzens und entsteht
immer in der Weite und Freiheit des Herzens. Sie trägt die Bewusstheit in sich.
Bewusstheit ohne Liebe verfehlt ihren Sinn und ihre Erfüllung, weil sie die
Menschen nicht wirklich weiterbringt. Erst in ihrer Verbindung erfüllen sie
ihren Sinn und entfalten ihre Schönheit und Kraft.
Hochzeit
Ebenen der Liebe
Netzwerk-Startseite